Von bewährten Kanälen zur KI-Sichtbarkeit
Über Jahrzehnte funktionierte Pressearbeit nach klaren Mustern: Unternehmen erreichten die Öffentlichkeit vor allem über klassische Pressemitteilungen, Pressegespräche und direkte Medienkontakte. Heute verändert sich dieses Vorgehen. Denn Google setzt mit KI-generierten Antworten neue Standards für die Informationsbereitstellung. Seit März 2025 bietet Google in der DACH-Region mit AI Overviews (ehemals SGE) ein Format, das Inhalte aus verschiedenen Quellen strukturiert zusammenfasst und mittels KI direkt aufbereitet.
Damit verschiebt sich die Logik der Sichtbarkeit: Nutzerinnen und Nutzer erhalten Antworten direkt von der KI, ohne die dahinterliegenden Quellen anzuklicken. Für die Pressearbeit bedeutet das: Wer in den AI Overviews nicht auftaucht, kann an Sichtbarkeit verlieren, selbst wenn die eigene Botschaft stark ist.
Andere generative Recherchedienste wie Perplexity oder Copilot als Oberfläche der Bing-Suche arbeiten nach ähnlichen Antwortprinzipien. Antworten werden ebenfalls direkt von der KI geliefert, ohne dass Nutzerinnen und Nutzer Quellen anklicken müssen. In Deutschland spielen sie gemessen am Suchmarkt bislang nur eine Nebenrolle. Google dominiert mit deutlich über 80 Prozent Marktanteil. Für die Pressearbeit ist daher die Google-Suche mit AI Overviews daher der wichtigste Kanal, um Inhalte sichtbar zu machen.
Von Keywords zu Kontext: Wie die KI Inhalte bewertet
Klassisches SEO konzentrierte sich lange vor allem auf Keywords, Metadaten und technische Faktoren wie Backlinks oder Ladezeiten. AI Overviews bewerten Inhalte heute stärker nach ihrem Kontext: Es geht darum, ob Texte thematisch relevant, klar strukturiert und verständlich sind. Google orientiert sich dabei an bekannten Qualitätsmaßstäben wie den E-E-A-T-Prinzipien (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness), die Expertise und Vertrauenswürdigkeit der Inhalte in den Mittelpunkt stellen.
Für Unternehmen bedeutet das: Inhalte müssen sowohl für Menschen gut lesbar und überzeugend sein als auch so gestaltet werden, dass KI-Systeme den Inhalt korrekt erfassen können. Was bislang ein Wettbewerbsvorteil war – saubere Gliederung, präzise Semantik, zugängliche Sprache – ist mit AI Overviews zur Grundvoraussetzung geworden.
KI als neuer Gatekeeper der Pressearbeit
Mit AI Overviews verschiebt sich die Rolle der Pressearbeit. Die Sichtbarkeit hängt nicht mehr allein von der journalistischen Auswahl oder medialer Reichweite ab, sondern auch davon, ob die KI ein Thema aufgreift. Die KI übernimmt damit eine zusätzliche Gatekeeping-Funktion, die Redaktionen ergänzt und die Relevanz von Inhalten beeinflusst.
Für Kommunikationsprofis bedeutet das: Monitoring und Inhaltsstrategie müssen erweitert werden. Pressestellen sollten beobachten, wie ihre Themen in AI Overviews erscheinen, welche Quellen Google bevorzugt und wo die eigene Stimme fehlt. So wird die KI-Sichtbarkeit zu einem festen Bestandteil professioneller Medienarbeit und nur so kann man die Relevanz im digitalen Dialog sichern.
Was bedeuten AI Overviews für die Pressearbeit?
- Pressemitteilungen als Content-Bausteine: Inhalte müssen gleichzeitig für Medien, Zielgruppe und KI aufbereitet sein.
- Glaubwürdigkeit zählt doppelt: Klare Quellen und belegbare Fakten erhöhen die Chance, von der KI zitiert zu werden.
- Aktualität als Rankingfaktor: Regelmäßig gepflegte und aktualisierte Inhalte erhöhen die Sichtbarkeit in AI Overviews.
- Verzahnung der Kanäle zahlt sich aus: Pressemitteilungen, Blog, Social Media und Newsletter müssen ineinandergreifen, um Reichweite und Relevanz zu verstärken.
- Frühe Positionierung: Wer früh eigene Inhalte bereitstellt, kann die eigene Perspektive in der KI-Ausgabe stärken und das Risiko reduzieren, dass Spekulationen oder dritte Quellen dominieren.
Welche Chancen ergeben sich durch AI Overviews für Unternehmen?
- Direkter Zugang zur Öffentlichkeit: Botschaften können unmittelbar und en Suchergebnissen sichtbar werden und das ohne journalistische Beurteilung.
- Expertenstatus stärken: Gut platzierte und belastbare Zitate sowie FAQ-Inhalte machen Sprecherinnen und Sprecher in AI Overviews sichtbar.
- Längere Reichweite für Evergreen-Content: Gut gepflegte Inhalte (beispielsweise Fakten zur Energiewende oder Verbraucherinformationen) bleiben über Monate auffindbar.
- Vertrauen stärken: Sichtbarkeit in der KI-Suche kann die Reputation bei Bürgerinnen und Bürgern sowie Stakeholdern festigen etwa in Debatten um Wärmeplanung, Netzausbau oder Versorgungssicherheit.
Pressearbeit neu denken im KI-Zeitalter
AI Overviews sind keine Zukunftsmusik, sondern Realität. Für die Pressearbeit bedeutet das: Inhalte müssen so gestaltet sein, dass sie sowohl für Redaktionen als auch für KI-Systeme relevant sind. Gleichzeitig bringt dieses neue Format neben Chancen auch Risiken mit sich.
Studien zeigen, dass die Klickrate auf Pressemitteilungen signifikant sinken kann, wenn Inhalte bereits im Antwortkasten erscheinen. Damit drohen weniger Reichweite und Sichtbarkeit – zumal der Absender in den AI Overviews oft kaum erkennbar ist. Markenpräsenz und Botschaften können dadurch verwässert werden. Hinzu kommt: KI fasst Inhalte zusammen und interpretiert sie. Damit können Nuancen und Tonalität leicht verloren gehen.
Für Kommunikationsprofis ergeben sich daraus drei zentrale Handlungsfelder:
- Markenverankerung: Absender und Unternehmensname sollten im Text deutlich verankert werden, um in AI Overviews sichtbar zu bleiben.
- KI-gerechte Sprache: Pressemitteilungen müssen klar strukturiert, faktenbasiert und präzise formuliert sein, damit sie korrekt von der KI übernommen werden.
- Monitoring: Sichtbarkeit in AI Overviews sollte systematisch geprüft und in die PR-Strategie integriert werden.
So definiert sich Pressearbeit im KI-Zeitalter neu: Inhalte sind nicht mehr nur Botschaften an Redaktionen, sondern zugleich Bausteine für algorithmische Auswahlprozesse. Wer diese Logik früh versteht, kann die eigene Fachkompetenz sichtbarer machen, Vertrauen stärken und zentrale Themen wie Wärmewende oder Versorgungssicherheit im öffentlichen Diskurs positionieren.
Wir beobachten die Entwicklung von AI Overviews kontinuierlich und diskutieren die Folgen für Pressearbeit und Kommunikation regelmäßig mit unseren Kunden. Wenn Sie den Austausch suchen: Sprechen Sie uns gern an.